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Literatur & Theater

 

2022-10-07 BE

 

Die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau ...
Die Courasche im Ruller Haus

 

Eine Frau, auf der Suche nach Glück, Unabhängigkeit und Reichtum. Eine Frau, die sich in der Männerwelt behauptet, die im Krieg kämpft wie eine Amazone, schön ist wie eine Göttin, tapfer wie ein Held, verschlagen wie ein Dieb, gierig wie eine Hyäne.

 

In der bilderreichen, prallen und auch deftigen Sprache des Barock rechnet die Landstreicherin und Erzbetrügerin Courasche mit ihrem Schicksal im 30-jährigen Krieg ab und führt auf den Schlachtfeldern des verwüsteten Europa ein Leben voller Intrigen, Kämpfe – und Erotik.

Dem Simplicissimus zum Trotze breitet die Erzbetrügerin und Landstreicherin Courasche ihren lasterhaften Lebenswandel vor ihren Zuhörern aus. Das chaotische und verstümmelte Europa des Dreißigjährigen Krieges ist der Schauplatz, auf dem sie ihr wüstes Leben führt - dem sie statt Armut, Krankheit und Tod mit allen erdenklichen Mitteln möglichst viel Ruhm und Reichtum abgewinnen will.

Als Dreizehnjährige wird sie zum Schutz vor Vergewaltigung von ihrer Ziehmutter in Männerkleider gesteckt, dient als Page einem Rittmeister, wird jedoch bei einer Rauferei enttarnt. Im weiteren Verlauf kommt sie als Edelhure zu Reichtum, verschafft sich in den Schlachten reiche Beute, wird kühl berechnende Marketenderin, setzt sich ab, um von ihren Kapitalien zu leben, verliert wieder alles und landet schließlich bei den Zigeunern.

Ein Genuss für Anhänger des bisweilen derben, aber dennoch geistreichen Monologs - dem prallen Leben entnommen.

Dass Literatur, sogar solche aus dem 17. Jahrhundert unheimlich begeistern kann bestätigt dieses Theater-Solo mit Jutta Seifert (Warburg/Dortmund), die es versteht, diese schillernde Figur mal mitreißend und leidenschaftlich, dann wieder kokett und humorvoll darzustellen. Es gab viel Applaus für einen wunderbaren Theaterabend in Rulle.

Gerda Fleddermann- Albes

 

 

 

 


 

Klassik

2022-09-18 BE

Franz Schubert im Ruller Haus
Ein Benefizkonzert für die ukrainische Flüchtlingshilfe des Herrn Poske

 

„Ein wunderbares Konzert“, so war die übereinstimmende Meinung der 45 Besucher des Benefizkonzertes im Ruller Haus. Zu Beginn gab es eine wunderbare Darbietung ausgewählter Lieder Franz Schuberts, u.a. „Die Forelle“, D. 827, eindringlich und dramatisch gesungen von Aljoscha Lennert und einfühlsam begleitet von Cecile Sagnier, beide Mitglieder des Osnabrücker Theaterensembles. Nach der Pause präsentierten Nikola Pançiç, Violine, Kaori Yoshida, Viola, Jörg Ulrich Krah, Violoncello, Matthias Wernecke, Kontrabass und Thomas Leuschner, Klavier, das beliebte "Forellenquintett" in einer spannenden und mitreißenden Aufführung. Erfolgreich war die Veranstaltung aber auch, weil zuvor Alexander Poske seine Initiative zur Hilfe ukrainischer Flüchtlinge in Polen vorstellte, was die Besucher dazu veranlasste, über 900 Euro in den bereitgestellten Geigenkasten zu spenden. Aufgefüllt wird dieser Betrag noch um die 1000 Euro fiktive Gage, auf die die Künstler verzichteten.
Wir danken dem Publikum und den Künstlern für diese erfolgreiche Veranstaltung!

Vorstand und Beirat des Ruller Haus e.V.

 

Foto: Thomas Leuschner


Mittsommerfest im Ruller Haus

Hommage an den Sommer und die Vegetation

 

„Sind die kleinen Frösche denn auch wieder dabei?“ war die erwartungsvolle Frage zu Beginn des Mittsommerfestes des Ruller Hauses. Doch davon später. Endlich durfte das Team des Kulturhauses in Wallenhorst-Rulle gemeinsam mit den Schwedisch- Dozentinnen Louise Martensson Mussweiler und Christiane Vortmeyer vom Spracheninstitut der Uni Osnabrück wieder zum Fest des längsten Tages im Jahr – dem schwedischen midsommar – einladen. An Mittsommer feiern die Schweden in kleiner Runde mit Familie, Freunden und Nachbarn im eigenen Garten oder auf größeren Festen diesen Tag im Juni. Es ist eine Hommage an den Sommer und die Vegetation, sagen die Skandinavier. Die Schwedisch Kurse von Louise Martensson Mussweiler hatten das Mittsommerfest lange Jahre in verschiedenen Gärten der Schwedenfans gefeiert, bis Gerda Fleddermann- Albes, Mitglied im Vorstand des Vereins Ruller Haus die Idee hatte, das Fest in den Gartenhof des Ruller Hauses zu verlegen. So war es jetzt das vierte Mal, dass mehr als 60 Personen der Einladung in Rulle zu feiern gefolgt waren. Nach dem Schmücken des Baumes – im Schwedischen majstång - mit frischem Grün und Blumen aus Garten und vom Wegesrand spielte Martin Gehrmann mit seinem Akkordeon auf zum Tanz. Und endlich hüpften die kleinen Frösche ohne Ohren und ohne Schwänze um den Baum. Mit den Fröschen tanzten Jung und Alt zu den schwedischen Volksweisen. Nach Schmücken und Tanzen lockte das reichhaltige Buffet, zu dem jeder Gast etwas typisch Schwedisches beigetragen hatte. Da gab es reichlich Matjesheringe in vielfältigen Geschmacksrichtungen, die leckeren Köttbullar – kleine Frikadellen-, Lachs, Knäckebrot aus Schweden mitgebracht, Holunderblütengelee, Rote-Bete-Salat, Erdbeeren mit Sahne, Mandeltorte und viele weitere schwedische Leckereien. In Schweden sind die kulinarischen Traditionen nie so lebendig wie zu Mittsommer. Und ein bisschen davon war auch beim hiesigen Mittsommerfest zu spüren, mit dem das Ruller Haus die pandemiebedingte kurze Frühjahrssaison beendete.

 

 

 

Gerda Fleddermann- Albes


 

Gartenkultur

2022-03-08 NOZ

Wie auch ein kleiner Garten zur Oase wird
Veranstaltung im Ruller Haus: Gartenplaner Antonius Bösterling gibt Tipps


Die Ansprüche an den Garten sind heute vielfältig: Er soll viel Raum für schöne Stunden bieten, möglichst pflegeleicht, dabei aber gleichzeitig naturnah und nachhaltig sein. Und dann werden Gärten ob der hohen Immobilienpreise auch immer kleiner. Gartenplaner Antonius Bösterling gab im Ruller Haus Tipps, wie man den Ansprüchen auch auf kleinem Raum gerecht wird.
Nach einer coronabedingten Pause von rund zwei Jahren trafen sich die Mitglieder des Forums Gartengestaltung im Ruller Haus e. V. jetzt erstmals wieder, um neue Anregungen zu sammeln und Erfahrungen auszutauschen. Gartenplaner Antonius Bösterling aus Cloppenburg, der als Experte eingeladen war, stellte einige Grundregeln vor, die – unabhängig von aktuellen Trends und der Größe des Gartens – immer zu beachten sind.
Ein grünes Wohnzimmer ist ausreichend: Besonders im städtischen Raum sind die Flächen knapp. „Mehr als links und rechts drei Meter und hinten vielleicht noch fünf sind es oft nicht mehr“, weiß Gartenplaner Bösterling. Für das Leben draußen sei das aber kein Hinderungsgrund. „Größer als ein Wohnzimmer muss der Garten nicht sein, und man braucht nur ein grünes Wohnzimmer“, betont der Experte. Wie im Wohnzimmer selbst sei ein Sitz- oder Relaxbereich das zentrale Element, so Bösterling.
Falls der Platz es hergebe, könne man den Sitzbereich mit einem Sichtschutz vom Rest des Gartens abtrennen. Schmale Flächen zu beiden Seiten des Gebäudes, wie es sie bei kleineren Einfamilienhaus-Grundstücken oft gebe, könne man mit Blumen- und Gräsermischungen besäen, die die ganze Saison blühten und Insekten reichlich Nahrung gäben, rät der Experte.
Die Linien des Hauses aufnehmen: Wenn der Garten die Linien des Hauses aufnimmt, beispielsweise die der Türen und Fenster, findet das Auge Ruhe. Gartenwege sollten quasi in Verlängerung der Terrassen- oder Haustür angelegt werden, so Bösterling. Alles andere wirke zu unruhig und verkleinere den Garten optisch. Die Outdoor-Sitzbereiche in kleinen Gärten sollten an der Möblierung im Inneren des Hauses ausgerichtet werden. Solitärpflanzen, ob immergrün wie Thuja, eine Rose oder ein dekoratives Gras, geben dem „grünen Wohnzimmer“ Struktur, erklärt der Gartenplaner.
Den Blick ins Grüne einplanen: Im Garten solle die Bepflanzung vom Niedrigen zum Hohen ansteigen. Wichtig sei, so Bösterling, ein grüner Abschluss des Grundstücks – entweder durch eine schmalwüchsige Hecke oder Rankpflanzen. Statt eines Pflanzstreifens könnten auch schmale Hochbeete genutzt werden. Diese Variante zieht der Gartenplaner auch beim Sichtschutz für größere Balkone oder Dachterrassen den beliebten Kübelpflanzen vor. Mit immergrünen Thujasorten oder dem aktuell sehr beliebten Portugiesischen Kirschlorbeer besetzt, sorgen Hochbeete für grünen Sichtschutz.
Besser Hochbeete als Kübelpflanzen: Auch in kleinen Gärten finden Hochbeete bei Bösterling ihren Platz. Besonders unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten gibt er ihnen den Vorrang vor Kübeln oder großen Töpfen. Diese seien oft wenig witterungsbeständig und müssten deshalb häufig ausgetauscht werden, so der Gartenplaner. Hochbeete gebe es mittlerweile in den verschiedensten Größen im Handel. Maßangefertigt können sie den spezifischen Bedürfnissen vor Ort angepasst werden.
Hochbeete stehen auch im Mini-Nutzgarten hoch im Kurs – für Tomaten, Salate, Kräuter, Tomaten oder Erdbeeren. „Sechzig Zentimeter Höhe sind ausreichend“, meint der Gartenplaner. Schließlich sollen die Kinder oder Enkelkinder auch etwas von den Leckereien haben. Allerdings, so Bösterling, sollte man bedenken, dass auch Hochbeete etwa alle zwei Jahre einen Bodenaustausch benötigten, um den Pflanzen weiterhin optimale Bedingungen zu bieten.
Im Trend – Nutzpflanzen und Blumen in einem Beet: Der Trend in der Gartengestaltung gehe dahin, Dekoratives und Essbares im Beet zu kombinieren, erklärt der Gartenplaner. Ein paar Grünkohlpflanzen beispielsweise seien in ihren unterschiedlichen Farbnuancen auch dann noch ein Hingucker, wenn im Herbst und Winter alles andere längst verblüht sei. Ebenso dekorativ wie lecker seien der rote und der gelbe Mangold sowie verschiedene Salate.
Das Schöne mit dem Nützlichen verbinden lässt sich auch mit Kräuterbeeten, die man allerdings nach den Bodenbedürfnissen der Pflanzen aufteilen sollte. Thymian und Rosmarin sind mediterranen Ursprungs und mit trockenen und mageren Böden zufrieden, Liebstöckel, Bohnenkraut, Petersilie oder Schnittlauch brauchen humusreiche Böden. Bösterling empfiehlt, beide Bereiche beispielsweise durch einen kleinen Weg voneinander zu trennen. Rosmarin, der mittlerweile die meist milden Winter auch in hiesigen Breiten übersteht und die mächtige Liebstöckelstaude (Maggikraut), die sich im Winter ganz zurückzieht, sorgen für eine optische Gliederung.

Hildegard Wekenborg-Placke